Gruppenpädagogik
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Für die Arbeit in und mit Gruppen sind sechs Prinzipien der Gruppenarbeit wichtig:

1.      Anfangen, wo' die Gruppe steht

2.      Mit der Stärke des Einzelnen arbeiten

3.      Zusammenarbeit ist besser als Einzelwettbewerb

4.      (Frei) Raum für Entscheidungen geben

5.      Erzieherisch/pädagogisch notwendige Grenzen setzen

6.      Sich als Gruppenleiter entbehrlich machen

Erläuterungen zu den Prinzipien:
ZU 1.
Es kommt darauf an, das Interesse und die Bedürfnisse der Gruppe zu erfahren und mit den Erwartungen des Leiters zu vergleichen.

Zu hoch angesetzte Erwartungen müssen der Ist-Situation angepasst  werden. Die Basis des gemeinsamen Handelns muss zunächst geschaffen sein. Von dort aus können Aktivitäten aller Art in Angriff genommen werden.
Erläuterungen zu den Prinzipien:<
Jeder Mensch hat auf irgendeinem Gebiet Stärken, d.h. er kann den anderen zeigen, was er alles kann. Ein Gruppenleiter sollte möglichst mit den Stärken der einzelnen Gruppenmitglieder arbeiten, die Schwächen werden dadurch nicht kaschiert, sondern nicht besonders herausgehoben, wie es leider üblich ist.

Das Prinzip der Delegation ist auf die Stärke, verantwortliche Übernahme eines Bereiches aufgebaut.
Zu 3.
Die Zusammenarbeit verschiedener Personen ist bei den Mannschaftsspielen unbedingt erforderlich. Im Bereich des Sports wird man sich überlegen, wer auf welcher Position spielt; übertragen, wer welche Stärken hat (Torwart/Stürmer). Insofern stehen die beiden Bereiche zwei und drei nicht gegeneinander, sondern sie sind eine Ergänzung zueinander. Der Betreuer sollte darauf achten, dass die Zusammenarbeit, das Eingehen aufeinander, oberstes Prinzip bleibt.
Zu 4.
Eine Gruppe, die keine Entscheidungen, die sie selbst betrifft, mit fällen darf, wird sich bald von ihrem Leiter abwenden, es sei denn, sie ist aus organisatorischen Gründen an den Leiter gebunden (z.B. den Lehrer).

Entscheiden will gelernt sein, ein guter Leiter einer Gruppe bereitet den Weg vor, dass die Gruppe immer mehr verantwortlich Entscheidungen treffen lernt.

Man hüte sich allerdings vor folgendem: der Gruppenleiter hat insgeheim die Entscheidung getroffen und bietet der Gruppe dennoch an, sich zu entscheiden. Dieser "Trick" ist unfair und zeigt den Gruppenmitgliedern deutlich die Unfähigkeit, die richtige (in welchem Sinne?) Entscheidung zu treffen auf.
Zu 5.
Pädagogisch zu arbeiten ist keinesfalls gleichzusetzen mit dem Akzeptieren allen Verhaltens seitens der Teilnehmer. Bestimmte Grenzen, die natürlich der jeweiligen Situation entsprechen, müssen nicht nur angedeutet, sondern auch deutlich als Grenze gesetzt werden. Wichtig ist allerdings, dass diese Grenze jeweils begründet werden kann.
Zu 6.
Dieses Prinzip hat keinesfalls zum Inhalt, dass die Gruppe ohne Leiter/Betreuer sich selbst überlassen ist - dies ist schon aus rechtlichen Gründen nicht möglich.

Wenn ein Gruppenleiter gut gearbeitet hat, so wird er erleben, dass seine Gruppe immer selbständiger wird, er selbst nicht mehr immer und zu jeder Zeit die Führungsrolle übernehmen muss, sondern die Gruppenmitglieder viele Dinge selbst regeln. Der frühere Gruppenleiter wird immer mehr zum Gruppenberater. Diese Entstufe einer Gruppe sollte schon bei Beginn der Gruppe angestrebt werden. Das größte Hindernis, dieses Ziel zu erreichen ist der Leiter selbst:

Eine Gruppe autonom = selbständig werden zu lassen, ist verbunden mit der Abgabe von Macht über sie. An diesem Punkt scheitern viele. "Der Grad der Selbständigkeit einer Gruppe ist das Maß des pädagogischen Könnens ihres Gruppenleiters" ‑- so formuliert es Willi Erl in seinem Buch.

Willi Erl: Gruppenpädagogik in der Praxis
Katzmann-Verlag Tübingen  S. 26 ff